Die Ereignisse von 1931 – 1935


Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich zusehend. Die ÖLAG versuchte, durch verkürzte Betriebsdauer im Jahr und durch weniger Flüge, Einsparungen zu erreichen. Die Streckenverlängerung nach Zürich im Winter wurde aufgelassen, die Strecke Berlin-Wien aber nach Budapest verlängert. Auf dem Kaufmietwege wurde eine gebrauchte Junkers G24 beschafft. Das größte Ereignis des Jahres war aber wohl die Landung des Luftschiffes „Graf Zeppelin“ am 2. Juli 1931.

Das Luftschiff LZ-127 „Graf Zeppelin“ landete am 2. Juli 1931 in Aspern. Foto: Österreichisches Luftfahrt-Archiv
Das Luftschiff LZ-127 „Graf Zeppelin“ landete am 2. Juli 1931 in Aspern. Foto: Österreichisches Luftfahrt-Archiv

Es war um Mitternacht in Friedrichshafen mit 23 Fluggästen gestartet und traf um halb sechs Uhr morgens über Wien ein, machte eine große Schleife bis Preßburg und kreiste dann über dem Flugplatz, bis es Landeerlaubnis bekam. Der Landung wohnen 100.000 bis 120.000 Menschen bei. Bundespräsident Miklas, Bundeskanzler Buresch, viele Regierungsmitglieder, sowie Persönlichkeiten aus Handel und Industrie waren zum Empfang des Luftschiffführers, Dr. Eckener, gekommen. Dr. Eckener dankte in seiner Rede herzlich für die begeisterte Aufnahme. Für jene, die nicht zum Flughafen kommen konnten, wurde der Besuch des Luftschiffes im Radio übertragen.

1932

Wegen der sich weiter verschlechternden Lage wurde die Strecke Wien-Budapest und ebenso der Direktflug Wien-Venedig aufgelassen. Die Verbindung nach Zürich beflog man wieder dreimal wöchentlich. Die sonstige Streckenführung änderte sich nicht gegenüber der des Vorjahres. Für Bundeskanzler Dollfuß wurde der Flugzeugführer Elssler als Regierungspilot abgestellt. Er flog meist mit Junkers F13 A-48 und A-57. Der Aero-Club veranstaltete das erste Mal zu Pfingsten den Österreich-Rundflug, an dem auch vier Flugzeuge der Fliegerschule Graz-Thalerhof sehr erfolgreich teilnahmen.

1933

Gegenüber 1932 hielt man im Jahre 1933 die Verbindung Wien-Prag-Dresden-Berlin nicht mehr ganzjährig aufrecht. In den Monaten Jänner und Februar ruhte jeglicher Luftverkehr von Seiten der ÖLAG. Von Wien nach Budapest wurde an Sonntagen eine Frühmaschine für den Zeitungstransport abgeschickt. Auf Wunsch konnten auch Passagiere mitfliegen.

Am 9. April fanden die Feierlichkeiten aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des österreichischen Flugverkehrs statt. Es waren Bundespräsident Miklas, Bundeskanzler Dollfuß, der Verkehrsminister, das Präsidium, viele Mitglieder des Aero-Clubs und viele Ehrengäste, die mit der Entwicklung der Luftfahrt in Österreich eng verbunden waren, anwesend. Der Flugplatz war mit Flaggen reich geschmückt und in der Wartehalle zeigte eine Ausstellung die Entwicklung des Luftverkehrs in Österreich. Vor dem Abfertigungsgebäude standen in einer langen Reihe die ÖLAG-Verkehrsmaschinen, in der Mitte die große G31, zu ihren beiden Seiten je eine G24 und wieder anschließend die kleinen F13. Der Präsident der ÖLAG, der Bundespräsident, der Bundeskanzler und der Verkehrsminister hielten Ansprachen, Hofrat Deutelmoser lud die Ehrengäste zu Rundflügen ein. Dann zeigte der Aero-Club mit seinen Sportmaschinen eine Flugzeugparade und auch die Flugzeuge der Flughafenpolizei beteiligten sich an den Vorführungen.

Die 10-Jahres-Feier der ÖLAG in Aspern wurde am 9. April 1933 mit einer Paradeaufstellung und Festreden durchgeführt. In der Mitte ist die Junkers G-31 (A-46) zu sehen, beiderseits davon die beiden G-24 (A-28 und A-100), daran schlossen sich vier F-13 an (A-57, A-48, A-58 und A-34). Links quergestellt ist die D-1786, eine G-31 der Lufthansa, zu erkennen. Foto: Österreichisches Luftfahrt-Archiv
Anläßlich der 10-Jahres-Feier der ÖLAG waren Film, Presse und eine Polizeikapelle in Aspern aufmarschiert. Foto: Österreichisches Luftfahrt-Archiv
Zur 10-Jahres-Feier der ÖLAG wurden auch Festreden gehalten. Im Hintergrund die Junkers G-31 „Österreich“ (Kennung A-46), das damalige Flaggschiff der österreichischen Fluggesellschaft. Foto: Österreichisches Luftfahrt-Archiv

Zu Pfingsten wurde der „Erste internationale österreichische Alpenrundflug“ veranstaltet, der am dritten Tag mit der letzten Etappe nach Aspern zu Ende geführt wurde. Dieses Ereignis wurde dazu benutzt, propagandistische Flugveranstaltungen durchzuführen. Die Kronen-Zeitung schrieb am 22. Mai 1933: Besonders glanzvoll verlief diese Propagandaveranstaltung auf dem Flugfeld Aspern, das Ziel des Alpenfluges. Es war ein großartiges Programm vorbereitet worden, das rund 30.000 Zuschauer nach Aspern lockte. Einen besonderen Anreiz bot die Ankündigung eines aus Kulissen auf dem Flugfeld aufgebauten Fabrikobjektes, das der Bevölkerung die Gefahr eines künftigen Luftkrieges vor Augen führen und die dagegen zu ergreifenden Abwehrmaßnahmen demonstrieren sollte. Von 2 Uhr nachmittags an wickelte sich in ununterbrochener Reihenfolge das abwechslungsreiche Programm ab, zu dessen Durchführung 15 Flugzeuge zur Verfügung standen. Man sah halsbrecherische Kunstflüge einzelner Piloten sowie ganzer Geschwader, der Fallschirmspringer Denhart unternahm einen Absprung aus 500m Höhe, der besonders aufregend verlief, da sich der Fallschirm erst verspätet knapp über dem Boden öffnete. Schließlich fand ein dreimaliger Luftangriff auf das markierte Fabrikobjekt statt.

Dem Geschwader der Bombenflugzeuge folgte ein zweites Geschwader, das die Bombenwerfer gegen Fliegerangriffe zu sichern hatte und drei Militärposten nahmen in ihren Flugzeugen die Verfolgung des angreifenden Feindes auf. Die Flugzeugabwehr vom Boden aus wurde durch ein knatterndes Maschinengewehr und die Kanonenschläge angenommener Flugzeugabwehrgeschütze sehr realistisch dargestellt. Auch die Sprengwirkung der Fliegerbomben selbst wurde (durch elektrische Zündung ausgelöste Minen) veranschaulicht. Nach dem dritten Angriff war das Fabrikobjekt ein wüster Trümmerhaufen. Alle Vorführungen der Flieger wurden durch Lautsprecher von Fachleuten sachkundig erklärt.

Die Zuschauer konnten daher mit vollem Verständnis allen Vorgängen folgen. Den Vorführungen wohnten zeitweise auch Bundespräsident Miklas, Bundeskanzler Dollfuß sowie die Minister Stockinger und Major Fey mit den Spitzen der militärischen und Polizeibehörden bei. Knapp nach Beendigung des Schauprogrammes trafen die ersten Teilnehmer am Alpenflug in Aspern ein. Besonders stürmisch wurde das zweite Flugzeug des Hauptmanns Josipovich, des einzigen Österreichers, der nach den zahlreichen Unfällen diesen Flugwettbewerbes noch in der Konkurrenz lag. Sechs Minuten später landete der Italiener Lombardi, der von der italienischen Kolonie in Wien besonders akklamiert wurde. Außer den beiden Konkurrenten trafen noch sechs Teilnehmer am Alpenflug in Aspern ein, die jedoch durch verschiedene widrige Umstände aus der Konkurrenz geworfen worden waren. Hauptmann Josipovich, von Beruf Verkehrsflieger der ÖLAG, hatte mit seiner Maschine eine Leistung geboten, die von keinem seiner Konkurrenten überboten werden konnte.

1934

Die politischen Geschehnisse in diesem Jahr, im Februar Bürgerkrieg, im Juli der Putsch, der Tod des Bundeskanzler Dollfuß, diese Ereignisse waren für die Luftfahrt und das Ansehen Österreichs nicht gerade förderlich. Im Februar war der Flugplatz tagelang von der Stadt abgeschnitten, ehe er durch eine Pionierkompanie besetzt wurde. Jene Fluggesellschaften, die mit der ÖLAG ihre Linien gemeinsam betrieben, hatten ihren Flugbetrieb auf schnellere Maschinen umzurüsten begonnen, während Österreich Anfang 1931 als letztes Flugzeug eine gebrauchte G24 angeschafft hatte.

Einige Piloten mußten entweder zusätzliche Posten annehmen oder ins Ausland abwandern. Am 1. November kam das noch von Bundeskanzler Dollfuß bestellte Regierungsflugzeug, eine Douglas DC 2 nach Wien, wurde aber durch den Tod von Dollfuß fast nicht eingesetzt. Die Flugzeugregistrierungen wurden ab Ende des Jahres von bisher A-Nummern auf OE-Nummern umgeändert. Im Flugplan der ÖLAG trat keine Änderung ein.

1935

Die ÖLAG kaufte in diesem Jahr die ersten zwei Junkers Ju 52/3m. Das Flugjahr wurde am 21.2. auf der Strecke Wien-Prag-Dresden-Berlin begonnen, am 1.3. folgte die Route Wien-Graz-Klagenfurt, am 1.4. die Expressstrecke Wien-Berlin, die wieder bis Jahresende und dann ganzjährig betrieben wurde. Die Strecken über Salzburg und München nach Zürich sowie Wien-Graz-Agram-Belgrad blieben unverändert im Flugplan. Durch die Anschaffung der beiden Ju 52/3m konnten die internationalen Hauptstrecken von der ÖLAG zur Gänze mit dreimotorigen Flugzeugen bedient werden.

Die OE-LAK war die erste Junkers Ju 52/3m der ÖLAG, welche am 29. März 1935 in Dienst gestellt wurde. Im Hintergrund ist eine Maschine desselben Typs der Deutschen Lufthansa zu sehen. Foto: Österreichisches Luftfahrt-Archiv

Personen-, Fracht- und Postbeförderung stiegen steil an. In den wöchentlich angebotenen Sitzkilometern rückte die ÖLAG nach Lufthansa, KLM und Air France an die vierte Stelle in Europa auf. Im April gründete der Aero-Club die „österreichische Fliegerschule“, die sich neben der Ausbildung auch mit Reklame- und Bedarfsflügen befasste. Sie wurde unter die Leitung von Hptm. A. D. Godwin Brumowski, dem erfolgreichsten österreichischen Jagdflieger des 1. Weltkrieges, gestellt. Der Bundesheer-Fliegerhorst Langenlebarn trägt heute seinen Namen. Daneben wirkten auch die privaten Rundflugunternehmen von Hopfner und Zuzman am Platze. Wie in jedem Jahr wurden ein Pfingst- und Europarundflug durchgeführt.